Stellungnahme des Verbandes Cartoonlobby


Ende August haben viele deutsche Karikaturist*innen eine Einladung des Vereins DEIN e.V. erhalten, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen, in dem es um die Berichterstattung des SPIEGELS über Israel geht. DEIN e.V. sieht in dessen Berichterstattung anti-israelische und antisemitische Tendenzen. Die in der Ausschreibung aufgeführten Kritikpunkte stellen dabei den inhaltlichen Rahmen für die einzureichenden Karikaturen dar: Unter anderem betreibe der SPIEGEL ein "obsessives Israel-Bashing", die Medienmacht des SPIEGELS sei eine Gefahr für die Demokratie und es gebe in manchen Artikeln "Gift und Destruktion".

Die Cartoonlobby hält den Wettbewerb aus zwei Gründen für problematisch:
1. Die inhaltliche Aussage der Karikaturen wird vorgegeben. Eine persönliche Freiheit in der Beurteilung durch die Karikaturist*innen ist nicht vorgesehen. Unabhängig davon, dass Antisemitismus nicht tolerierbar und das Existenzrecht Israels nicht verhandelbar sind, geht es im Wettbewerb um die Verurteilung eines konkreten Presseorgans und die teilnehmenden Karikaturist*innen sollen diese Verurteilung lediglich flankieren bzw. illustrieren. Das halten wir in Hinblick auf die Grundsätze der Pressefreiheit zumindest für bedenklich.
2. Es wird in der Ausschreibung und in der Selbstdarstellung des Vereins nicht klar, ob er die Kritik an Teilen der israelischen Politik mit Antisemitismus gleichsetzt. Die Cartoonlobby verurteilt Antisemitismus auf das Schärfste, befürwortet aber eine freie und kritische Beurteilung politischer Handlungen unabhängig von der Herkunft der Akteure.


Wir betonen ausdrücklich, dass auch Mitglieder der Cartoonlobby nicht davor gefeit sind, die Politik Israels einseitig und ungerecht zu beurteilen oder dies in der Vergangenheit getan haben. Die Themenlage ist komplex und verführt zu Schwarz-Weiß-Denken sowie dem Reaktivieren festsitzender, manchmal auch unbewusster Vorurteile. Die Einseitigkeit des Wettbewerbs wird unseres Erachtens nach der Problematik aber nicht gerecht.